Köbner-Phänomen

Woher kommt meine Vitiligo? Ich hatte da doch bisher nichts von gehört. In meiner Familie gibt’s keine Vitiligo. Die Ursachensuche nach der chronischen Hauterkrankung kennt jeder. Aber auf das Köbner-Phänomen kommt man nicht ohne weiteres.

Die hautsache-Redaktion hat sich einmal mit dem Thema beschäftigt und verschiedene Quellen angezapft:

Auf dem online-Portal Onmeda heißt es zu dem Thema.: Köbner-Phänomen, Synonym: isomorpher Reizeffekt. Als Köbner-Phänomen wird die Entstehung neuer Entzündungsherde an Stellen, die mechanisch gereizt wurden, bezeichnet. Beobachtet wird das Köbner-Phänomen zum Beispiel bei der Schuppenflechte, die sich vermehrt an Hautstellen zeigt, an denen die Betroffenen kratzen. Dieser Zusammenhang wurde im 19. Jahrhundert erstmals von dem deutschen Arzt Heinrich Köbner beschrieben.

Bei Wikipedia finden wir folgendes: Der Isomorphe Reizeffekt (auch Köbner-Phänomen, nach dem Dermatologen Heinrich Köbner) beschreibt Hautveränderungen (Effloreszenzen), die bei bestimmten Hautkrankheiten Minuten bis möglicherweise Wochen nach unspezifischer (mechanischer, chemischer oder thermischer) Reizung an bisher nicht veränderten Abschnitten auftreten und denen der bestehenden Hautkrankheit gleich (isomorph) sind.

Das Köbner-Phänomen wird unter anderem beschrieben bei:
Allergischem Kontaktekzem (Kogoj-Phänomen)
Lichen ruber planus (Knötchenflechte)
Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte)
Psoriasis (Schuppenflechte)
Plane Warzen   
Vitiligo (Flechte)

Ausführlich widmet sich eine Onlineseite der Leo Pharma GmbH diesem Thema:

Was ist das Köbner-Phänomen?
 
Das Köbner-Phänomen ist in der Dermatologie vielleicht eine der bekanntesten Erscheinungen. Es wurde erstmals im Jahre 1872 durch Heinrich Köbner beschrieben, einem bekannten Dermatologen des 19. Jahrhunderts, nach dem das Phänomen benannt ist. Einige seiner Patienten waren im Bereich einer Hautabschürfung durch Kratzen, einen Pferdebiss oder eine Tätowierung an Schuppenflechte erkrankt.

Der Ausdruck beschreibt eine Reaktion, bei der bei Patienten mit einer Hautkrankheit an gesunden Hautstellen, die zuvor einem Trauma ausgesetzt waren, neue Läsionen auftreten bzw. sich entwickeln. Die Reizbelastung eines "normalen" Hautbereichs bei einem Patienten mit Psoriasis kann somit neue Läsionen auslösen, die sich nicht von den normalen, krankheitsbedingten Läsionen unterscheiden. Daher wird das Köbner-Phänomen auch als "isomorphische Reaktion" (d.h. eine Reaktion in der gleichen Form) bezeichnet.

Welche Verletzungen werden ausgelöst?
 
Diese Reaktion kann durch verschiedene Traumata ausgelöst werden. Das Köbner-Phänomen wurde beobachtet bei: Bissstellen von Hunden und Insekten, Abschürfungen, Schusswunden, Schnittwunden, Verbrennungen, Narben, Reibestellen, Kontaktdermatitis, an Reizstellen von Strumpfbändern im Wadenbereich und nach der Rasur, der Entfernung von Haaren oder nach einer Wachsbehandlung der Haut.
 
Die Bügel von Brillen können eine Köbner-Reaktion hinter den Ohren auslösen. Das Feilen oder Maniküren der Nägel kann eine Nagelpsoriasis verschlimmern. Als weiteres Beispiel kann die durch den Trauring verursachte Reibung bei Patienten mit psoriatischer Arthritis zu psoriatischen Läsionen führen, die ausschließlich am Ringfinger auftreten.
 
Im Fall der palmoplantaren Psoriasis können sich die Läsionen durch das Köbner-Phänomen auf die druckbelasteten Bereiche beschränken, so dass sie an den Fußgewölben fehlen. Auch Sonnenbrand kann zu einer massiven Ausbreitung der Psoriasis über den Körper führen.

Viele Dermatosen können das Köbner-Phänomen auslösen, darunter Psoriasis, Dermatitis, Herpes, Lichen planus, Windpocken, Vitiligo oder Ekzeme. Schließlich können allergische Reaktionen auf Grippe- oder Tuberkuloseimpfungen, bestimmte Medikamente, Haarspray oder Haartönungen, Tätowierungen, Nesselfieber und einige Therapien wie die UV-Therapie ebenfalls eine Köbner-Reaktion hervorrufen.

Ärzte reden vom umgekehrten Köbner-Phänomen, wenn eine psoriatische Plaque nach einem Trauma verschwindet, zum Beispiel nach einer Rötelerkrankung, einer Erkältung, akuter Pharyngitis oder nach einer Operation.

Auch wenn externe Erscheinungen des Köbner-Phänomens am bekanntesten sind, kann das Phänomen auch unsichtbar auftreten, zum Beispiel in einem Nerv in unmittelbarer Nähe zur Ausbruchstelle. So kann eine Handgelenkfraktur oder eine isolierte Arthrose zu psoriatischen Läsionen an den Nägeln führen. Dies ist bekannt als tiefes Köbner-Phänomen, einem seltenen Vorgang, der aber nicht ignoriert werden sollte.

Vorsichtsmaßnahmen
 
Schuppen und Plaques sollten nicht behandelt oder abgekratzt werden. Reibung und Reizungen sollten so weit wie möglich verhindert werden. Beim Kämmen und Rasieren mit Vorsicht vorgehen. Nägel kurz schneiden und nicht feilen. Den Sonnenkontakt begrenzen und Sonnenschutzcremes bzw. hypoallergene Hautpflegeprodukte verwenden, um Irritationen zu vermeiden. Diese Pflegemittel sorgfältig auftragen.

Diagnostiziert der Arzt ein Köbner-Phänomen, sollten alle physikalischen oder chemischen Reizungen, Laserbehandlungen und chirurgischen Operationen vermieden werden. Es sollte umgehend eine Behandlung eingeleitet werden, damit diese so effektiv wie möglich ist.

Zurück