Keine „kosmetische Bagatelle“

Menschen mit Vitiligo leiden oft sehr unter ihrer fleckigen Haut. Die Behandlungsmöglichkeiten der sogenannten Weißfleckenkrankheit waren bislang jedoch wenig zufriedenstellend. Erfolgversprechend ist heute eine Therapie mit dem Excimer-Laser.

Die Vitiligo ist zwar weder gefährlich noch schmerzhaft oder ansteckend. Dennoch ist die Weißfleckenkrankheit keineswegs eine „kosmetische Bagatelle“. „Vielmehr handelt es sich um eine chronische Hauterkrankung, die psychisch stark belasten und die Lebensqualität erheblich einschränken kann“, betont Professor Dr. Klaus Fritz, Leiter der Hautärzte- und Laserzentren Landau und Kandel.

Menschen mit Vitiligo fühlen sich durch ihre fleckige Haut oft entstellt und stigmatisiert, sozialer Rückzug und sogar Depressionen können die Folge sein. Die Ursachen der Vitiligo sind noch nicht vollständig geklärt. Die Veranlagung zu Vitiligo ist genetisch bedingt und tritt in manchen Familien gehäuft auf. Die Forschung geht heute davon aus, dass Autoimmunprozesse für das Krankheitsgeschehen eine wichtige Rolle spielen, erklärt Fritz: Das körpereigene Immunsystem bildet Abwehrstoffe, mit denen es pigmentbildende Hautzellen bekämpft. Die Melanozyten stellen in den betroffenen Hautarealen die Produktion des Hautfarbstoffs Melanin ein und sterben ab, dadurch entstehen die für die Vitiligo charakteristischen entfärbten hellen Flecken.

Menschen mit Vitiligo leiden nicht selten zusätzlich an einer Autoimmun-erkrankung, insbesondere der Schilddrüse. Bei Auftreten von Hautsymptomen sollten immer auch die Schilddrüsenwerte abgeklärt werden, empfiehlt Fritz. Erste Anzeichen der Vitiligo werden bei etwa der Hälfte der Patienten vor dem 20. Lebensjahr auffällig. In den meisten Fällen treten die weißen Flecken an mehreren Regionen symmetrisch an beiden Körperseiten auf.

Die generalisierte Vitiligo breitet sich in der Regel über viele Jahre hinweg schubförmig immer weiter aus. Die segmentale Vitiligo, bei der sich die hellen Flecken lokal an einer Körperregion bilden, ist häufig nur wenige Monate aktiv und bleibt dann stabil. Die hellen Hautflecken verschwinden nur selten von allein. Wer sehr unter der fleckigen Haut leidet, sollte frühzeitig die Hilfe eines Dermatologen suchen, empfiehl Fritz. Aktive, lokalisierte Vitiligoherde können – zeitlich begrenzt - mit einem äußerlichen Kortisonpräparat behandelt werden. Als nebenwirkungsärmere Alternativen werden auch eine auf das Immunsystem wirkende Salbe bzw. eine Creme eingesetzt, die allerdings nicht speziell für die Vitiligo zugelassen und daher nicht immer verschreibungsfähig sind.

Eine häufige Methode, um die Repigmentierung anzuregen und immunologische Prozesse in der Haut günstig zu beeinflussen, ist die Phototherapie. „Bei lokalisierter Vitiligo bevorzugen wir eine Phototherapie mit dem Excimer-Laser“, so Fritz. Die Behandlungskosten werden allerdings von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Mit dem Excimer-Laser sind geringere Gesamtdosen an UV-B-Licht als bei anderen Verfahren ausreichend, da gezielt nur die betroffenen Hautareale ein bis dreimal pro Woche bestrahlt werden und die gesunde Haut geschont wird.

„Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen gute Behandlungsergebnisse“, berichtet der Dermatologe. Je nach Ausgangsbefund sind die Erfolgsaussichten unterschiedlich. Bei jüngeren Patienten und kleinen, frischen, aktiven Krankheitsherden können günstigere Ergebnisse erzielt werden als bei langjährigen, hartnäckigen Depigmentierungen. Dunklere Hauttypen lassen sich wesentlich besser behandeln, bereits nach zehn Sitzungen kann hier eine Repigmentierung von mehr als 50 Prozent erreicht werden.

Pigmentverluste im Gesicht, am Hals, am Körperstamm und im Genitalbereich sprechen deutlich stärker an als an Händen oder Füßen. Eine Kombinations-behandlung mit einem äußerlichen Kortinsonpräparat und einer speziellen Creme oder Salbe kann die Ergebnisse noch verbessern. Bei ausgedehnter Vitiligo wird manchmal erwogen, die noch pigmentierten Restareale zu depigmentieren, um ein einheitlicheres Hautbild zu erreichen.

Ein aufwändiges Verfahren bei stabiler Vitiligo ist die operative Repigmentierung durch Transplantation von Melanozyten oder Eigenhaut. Jede Therapieform erfordert jedoch viel Geduld des Patienten. „Wunder sind keine zu erwarten“, so Fritz. Um die Erkrankung besser zu bewältigen, kann psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll sein.


TIPPS

• Menschen mit Vitiligo sind gegenüber Sonnenlicht empfindlicher als Hautgesunde. Wenn UV-Licht nicht gezielt zur Therapie genutzt werden soll, ist ein konsequenter Sonnenschutz empfehlenswert, um einem Sonnenbrand vorzubeugen und den Pigmentierungsunterschied zwischen betroffener und nicht betroffener Haut möglichst gering zu halten.

• Auch Stress zählt zu den Trigger-Faktoren einer Vitiligo. Bei starker psychischer Belastung sollte man sich nicht scheuen, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

• Um das kosmetische Erscheinungsbild zu verbessern, können die weißen Flecken mit bestimmten Schmink-Techniken (Camouflage) kaschiert werden.

• Auch Selbstbräuner können versucht werden, machen die Haut manchmal jedoch noch fleckiger.

Quelle: abd/Berufsverband Deutscher Dermatologen e.V. (BVDD)

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