Protonenpumpenhemmer als Triggerfaktor

Protonenpumpenhemmer sind sehr häufig verschriebene Magenschutzmittel für Patienten mit Gastritis, Refluxerkrankung, Magen- und Zwöffingerdarmgeschwür.
Sie wirken über eine Blockade von Ionenkanälen, die Kalium in die Zelle und dafür positiv geladene Wasserstoffionen (= Säure) aus der Zelle transportieren. In einer erschienenen Veröffentlichung wurde über drei Patienten berichtet, bei denen es im Rahmen einer kombinierten Sonnenlicht- (uvb-Schmalband) und Pseudokatalase-Therapie nach Einnahme von Protonenpumpenhemmern (unter anderem mit dem Wirkstoff Esomeprazol) zu einer Verschlechterung des Hautzustandes kam (1).

Absetzen des Protonenpumpenhemmers und Fortsetzung der obigen Vitiligo- Therapie bewirkten eine langsame Repigmentierung. Die Autoren vermuten, dass Protonenpumpenhemmer nicht nur am Magen wirken, sondern auch an der Zellmembran von Pigmentzellen, wo sie Ionenkanäle hemmen und so das Säuren/ Basen-Gleichgewicht der Zellen stören.
Folge wäre eine verminderte Pigmentbildung. Eine andere These ist, dass Protonenpumpenhemmer an Ionenkanäle des sogenannten Trans-Golgi-Netzwerkes der Pigmentzellen binden und so die Bereitstellung von Kupfer für das Schlüsselenzym der Pigmentierung, Tyrosinase, hemmen (2). Da Protonenpumpenhemmer auch programmierten Zelltod in anderen Zellarten auslösen und die Pigmentzellen bei Vitiligo in der Oberhaut weitestgehend zugrunde gehen, wäre diese eine weitere Möglichkeit, wie solche Medikamente bei disponierten Personen oder solchen mit schon bestehender Vitiligo die Erkrankungsaktivität triggern könnten.
Es wird sehr interessant sein an größeren Patientenkollektiven zu überprüfen, ob am vermuteten Zusammenhang von Vitiligo und Protonenpumpenhemmern wirklich etwas dran ist. Die obige Beobachtung ist interessant, aber aufgrund der geringen Zahl der beobachteten Patienten kann keine abschließende Empfehlung gemacht werden. Pigmentverschiebungen gehören nicht zu den bislang beschriebenen Nebenwirkungen einer Therapie mit Protonenpumpenhemmern.
Bis zur endgültigen Klärung ist jedoch beim Einsatz von Protonenpumpenhemmern bei Patienten mit Vitiligo Aufmerksamkeit geboten.

Prof. Dr. med. Markus Böhm
Klinik und Poliklinik für Dermatologie
und Venerologie
Universitätsklinikum Münster


Literatur
1) Schallreuter KU, Rokos H. From the bench to the bedside: proton pump inhibitors can worsen vitiligo. Br J Dermatol 2007; 156: 1371-3.
2) Namazi MR. Proton pump inhibitors may trigger vitiligo by rendering melanocytes prone to apoptosis. Br J Dermatol 2008, im Druck.

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